Vom Siezen und Duzen
Okay, ein Blog … da stellen sich ja gleich mehrere spannende Fragen auf einmal, wenn ich mich mit dem Gedanken trage, einen Blog zu schreiben. Eine Frage ist die Frage der Anrede: Ist jetzt in diesem Kontext eigentlich eher das „Sie“ angebracht oder doch eher das „Du“?
Ich schätze die Vielfalt unserer Sprache und die Möglichkeit, verschiedenes differenziert auszudrücken. In diesem konkreten Fall z. Bsp. auch Nähe und/oder Distanz. Da kann ich mich im beruflichen Kontext meinem Gegenüber gut und angemessen ausdrücken, indem ich selbstverständlich das „Sie“ wähle. Das beschreibt unsere professionelle Beziehung, die ja allein aufgrund der Auftragserteilung besteht. Im persönlichen Umfeld wähle ich das „Du“. Oder vielleicht befinde ich mich in einem Kontext, wo sich das „Du“ wie selbstverständlich ergibt. Das kann direkt eine andere Ebene im Miteinander herstellen.
Das alles sind gute Ausdrucks- und Gestaltungsmöglichkeiten, die unsere Sprache bietet. Einerseits. Andererseits schätze ich das Englische, indem durch das „you“ die Grenzen fließen. Und wo ich mir dann in diesen Grauzonen, die nicht so ganz klar definiert sind, als Anredender und Kontaktaufnehmer keine Gedanken machen brauche. So oder so: Mit dem „you“ fühlt mein gegenüber sich respektiert. Und gleichzeitig nicht auf Distanz gehalten. Jedes Gegenüber kann sich quasi die Nähe oder Distanz in der Sprache wählen, die ihm und den Umständen angemessen erscheint. Ohne dass Worte dazu führen können, dass sie vom Eigentlichen – dem Inhalt – ablenken.
Was aber ist mit einem Blog? Die Website an sich braucht das professionelle „Sie“; das selbstverständliche „Du“ scheint mir nicht angemessen. Wenn ich Beratung in Anspruch nehmen möchte, ist eine gewisse Distanz gut und gesund; vielleicht suche ich genau aus diesem Grund eine mir unbekannte Person. Gleichzeitig sprechen mich persönlich manche Blogs und deren Inhalte über das „du“ ganz anders an. Persönlicher. Manche Websites lösen diese Herausforderung, indem sie im Blog einfach zum „Du“ wechseln. Was ich irgendwie als einen Bruch empfinde …
Nach längeren Überlegungen habe ich mich jetzt auch für den Blog (für den Anfang) für das „Sie“ entschieden und wünsche mir zu jedem Leser einen vertrauensvollen Kontakt, der Begegnung und Grenzen zulässt.