Manchmal genügt ein Blick

Alltagsimpressionen – Kennst du das auch, so oder so ähnlich?

Die Augen sind der Spiegel der Seele

Wir kommunizieren viel über unsere Blicke. Sie sind eins unserer ersten Kontaktmöglichkeiten und -wege, die wir als Menschen benutzen, um mit anderen Menschen in Kontakt zu treten. Ich habe irgendwo gelesen, dass ein Baby innerhalb von sieben Stunden nach der Geburt Interesse an dem Gesicht seiner Mutter entwickelt und sich schnell darin trainiert, Gesichtsausdrücke nachzuahmen. Beeindruckend, oder?

Wir transportieren viel mehr über unsere Körpersprache als über unsere Worte. Differenzen, von dem was an Wortinhalt bei uns ankommt und was die Körpersprache des anderen ausdrückt, nehmen wir sehr feinfühlig wahr.

So vieles über unseren Gemütszustand und unsere Haltung wird über die Augen bzw. unseren Blick deutlich: Es gibt den sanften Blick, den ruhigen Blick, den liebevollen Blick, den strengen Blick, den stechenden Blick, den vernichtenden Blick … Unsere Sprache ist da sehr vielfältig und bringt mit all diesen Begriffen zum Ausdruck, wie sehr und wie unterschiedlich wir mit unseren Blicken Botschaften transportieren. Damit unterstreichen wir das, was wir sagen. Oder manchmal entstehen auch Doppelbotschaften, wenn unser Blick etwas sagt, was wir uns mit unseren Worten nicht zu sagen trauen. 

Wir unterstellen Menschen, die uns mit einem freundlichen Blick anschauen, gute Absichten uns gegenüber. Unsere Erfahrung lässt uns zu dem Schluss kommen, dass Menschen uns normalerweise dann positiv anschauen, wenn sie uns gegenüber wohlwollend und offen sind. Dann sind wir ermutigt, uns mehr auf den anderen einzulassen, trauen uns mehr zu und haben Mut und Freiheit, dem anderen mehr von uns zu zeigen und vielleicht etwas Neues auszuprobieren, ohne dass wir die Reaktion des anderen fürchten.

Unsere Blicke haben Macht –  sie signalisieren dem Gegenüber entweder

Damit schaffen sie entweder Distanz oder sind der erste Schritt zu Verbindung und Zugehörigkeit.

Was macht den freundlichen Blick aus?

Der freundliche Blick ermutigt. Er schaut den anderen nicht starr und fixiert an, sondern wandert. Er transportiert echtes Interesse und Freundlichkeit. Er nimmt den anderen wahr und drückt Wertschätzung aus: „So, wie du bist, bist du okay. Ich interessiere mich für dich, ich bin zugewandt. Ich bin dem Kontakt mit dir gegenüber aufgeschlossen.“ Er ist warm und offen. Er unterstellt dem anderen Gutes.

Entscheidend für den freundlichen Blick ist die Haltung dahinter. Bin ich wirklich bei meinem Gegenüber? Dann wende ich den Blick auch ab, bevor es meinem Gegenüber unangenehm wird. Ich will keine Macht ausüben, meinen Willen durchsetzen, den anderen beobachten und kontrollieren. Dann übertreibe ich es nicht. Mit der Haltung des echten Interesses an der Befindlichkeit des anderen, werde ich so schauen, wie es ihm gut tut. Sensibel sein für das Gegenüber dahinter. Wenn es sich „beobachtet“ fühlt, dann war ich zu direkt/aufdringlich. Was beim anderen ankommt, gibt mir eine gute Rückmeldung, an der ich mich justieren kann, an der ich lernen und trainieren kann.

Praktisch werden

Es geht nicht darum, jedem Menschen freundlich und offen zu begegnen. An manchen Stellen möchten und brauchen wir Distanz – und das ist gut und wichtig so. Da musst du vielleicht deine Aufgabe fertig machen, weil die Zeit drängt oder der nächste Termin schon in Sichtweite ist.

Übe den freundlichen Blick also nur, wenn du etwas Zeit hast, denn

Ich möchte dir Mut machen, deinen Blicken mehr Aufmerksamkeit zu schenken und ihnen mehr Bedeutung beizumessen. Ich glaube, dass wir die Wirkung weit unterschätzen und die Ermutigung, die allein unsere Blicke für das Gegenüber sein können. Und wie sehr unsere Blicke (und damit wir selbst!) Einfluss auf die Beziehungsqualität haben.

Wen willst du heute mit einem freundlichen Blick ermutigen? Es kann damit anfangen, wie du dich selbst heute morgen im Spiegel freundlich und wertschätzend anschaust und dann weiter Kreise ziehen beim Frühstück mit den Kindern und im Bus auf dem Weg zur Arbeit … oder wo auch immer du dich heute für den freundlichen Blick entscheidest und damit die Chance ergreifst, ein Segen zu sein.

Bildnachweise: © Julien Mussard - Unsplash

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